Arbeitsgemeinschaft Gruppenpsychotherapie und Gruppenanalyse
Die Arbeitsgemeinschaft Gruppenpsychotherapie und Gruppenanalyse (AGG) ist eine Arbeitsgemeinschaft von Gruppenanalytikern in unterschiedlichen Berufsfeldern mit dem gemeinsamen Bezugspunkt der wissenschaftlichen Ausrichtung und Erfahrung mit dem integrativen Modell des Arbeitens mit Gruppen, dem Göttinger Modell der Gruppenpsychotherapie.[1] Die Arbeitsgemeinschaft hieß bis 2016 „Arbeitsgemeinschaft für die Anwendung der Psychoanalyse in Gruppen“.[2]
Tätigkeit[edit | edit source]
Die AGG bietet Fort- und Weiterbildungen zum Arbeiten mit Gruppen, zu Gruppenpsychotherapie und Gruppenanalyse an. Sie vermittelt Selbsterfahrung und Supervision in Gruppen, Theorien und Techniken der Gruppenpsychotherapie und Gruppenanalyse und für unterschiedliche Gruppen und Gruppensettings differenzierte Methoden zur Leitung von Gruppen.[1]
Geschäftsstelle und Vorstand[edit | edit source]
Die Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft befindet sich in Göttingen. Vorstandsvorsitzender ist Hermann Staats und Leiterin der Geschäftsstelle ist Jessica Arnswald.[3]
Geschichte[edit | edit source]
Entstanden ist die Arbeitsgemeinschaft am Krankenhaus Tiefenbrunn bei Göttingen, in dem für unterschiedliche Gruppen von Patienten unterschiedliche Formen des Arbeitens in Gruppen entwickelt wurden. Eine enge Verbindung bestand zur Universität Göttingen, zunächst über die Forschungsstelle für Gruppenpsychotherapie unter der Leitung von Annelise Heigl-Evers, später über die Abteilung für klinische Gruppenpsychotherapie unter der Leitung von Karl König. Annelise Heigl-Evers und Franz Heigl verbanden zunächst sozialpsychologische und gruppendynamische Konzepte mit den Ideen der Philosophin und Soziologin Hanna Arendt und Konzepten der Gruppenpsychotherapeuten Walter Schindler, Raoul Schindler sowie Ruth Cohn (Themenzentrierte Interaktion).[2] Damit wurde der Grundstein für das Göttinger Modell gelegt und eine überregionale Ausbildung in der Leitung von Gruppen mit Selbsterfahrung, der Beobachtung von Patientengruppen und Theorieseminaren begonnen. Im Juli 1972 fand im Krankenhaus Tiefenbrunn das erste Fortbildungsseminar statt. Dabei wurde differenziert in „Therapeutisches Arbeiten mit psychoanalytischer Gruppenpsychotherapie“, „psychoanalytisch orientierte (tiefenpsychologisch fundierte) Gruppenpsychotherapie“ und „Psychoanalytisch-interaktionelle Gruppentherapie“.[2]
Viele von der AGG ausgebildeten Psychotherapeuten übernahmen in den 70er Jahren vor allem im Bereich der stationären Psychotherapie neue Positionen und trugen das Konzept und die Ideen des Göttinger Modells weitergetragen und in unterschiedlicher Form weiter. Es folgten Differenzierungen für unterschiedliche Krankheitsbilder und Arbeitsbedingungen, insbesondere für somatoforme Störungen und Schmerzstörungen, Suchterkrankungen, Persönlichkeitsstörungen und verschiedene Formen struktureller Störungen im stationären, teilstationären und ambulanten Bereich.[2]
Entwicklung[edit | edit source]
Das Göttinger Modell wird durch die AGG stetig mit neuen Entwicklungen der Psychotherapieforschungen und ihren Bezugswissenschaften weiterentwickelt mit der Zielsetzung einer Kompetenz der Gruppenleiter im Sinne einer „Variabilität mit Konzept“.[2]
Es wird in vielen Akut- und Reha-Kliniken zur Behandlung psychosomatischer und Abhängigkeits-Erkrankungen eingesetzt und bewährt sich ebenfalls als entwicklungsförderndes Vorgehen in der Arbeit mit Kinder und Jugendlichen. Es gibt eine enge Kooperation mit dem Gesamtverband für Suchthilfe (GVS) zur Weiterbildung zum Sozialtherapeuten (Sucht).[2]
Die AGG bezieht sich auf das Göttinger Modell der Gruppenpsychotherapie. Sie beschreibt sich als forschungsorientiert, integrativ und offen für Anregungen anderer Modelle und Therapieschulen.[2]
2016 erfolgte eine Umbenennung der Arbeitsgemeinschaft (zuvor „Arbeitsgemeinschaft für die Anwendung der Psychoanalyse in Gruppen“, dann „Arbeitsgemeinschaft Gruppenpsychotherapie und Gruppenanalyse“).[2]
Literatur[edit | edit source]
- Annelise Heigl-Evers, Franz Heigl: Das Göttinger Modell der Anwendung der Psychoanalyse in Gruppen unter besonderer Berücksichtigung der psychoanalytisch-interaktionellen Methode. In: Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik. Bd. 30 (1994), S. 1–29.
- Annelise Heigl-Evers, Franz Heigl: Das interaktionelle Prinzip in der Einzel- und Gruppenpsychotherapie. In: Zeitschrift für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Bd. 29 (1983), S. 1–14.
- Annelise Heigl-Evers, Franz Heigl: Gruppentherapie: interaktionell – tiefenpsychologisch fundiert (analytisch orientiert) – psychoanalytisch. In: Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik. Bd. 7, Heft 2 (Oktober 1973), S. 132–157.
- Hermann Staats, Andreas Dally, Thomas Bolm (Hrsg.): Gruppenpsychotherapie und Gruppenanalyse: Ein Lehr und Lernbuch. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2014, ISBN 978-3-647-40230-7.
- Ulrich Streeck, Falk Leichsenring: Handbuch psychoanalytisch-interaktionelle Therapie: Behandlung von Patienten mit strukturellen Störungen und schweren Persönlichkeitsstörungen. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage 2015. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2009, ISBN 978-3-525-40246-7.
- Karl König, Lindner, Wulf-Volker: Psychoanalytische Gruppentherapie. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1993, ISBN 978-3525457320.
Weblinks[edit | edit source]
- Arbeitsgemeinschaft Gruppenpsychotherapie und Gruppenanalyse
- Veröffentlichungen – Liste mit weiterer Literatur auf der Seite der Arbeitsgemeinschaft Gruppenpsychotherapie und Gruppenanalyse