Brummton-Phänomen

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Das Brummton-Phänomen (englisch The Hum oder Taos Hum) bezeichnet die aus vielen Gebieten der Welt berichtete, wiederholte Wahrnehmung eines Brummtons durch einzelne Personen bei zunächst nicht erkennbarer Ursache.

Beschreibung[edit | edit source]

Das wesentliche Merkmal, welches auch den Brummton definiert, ist die Wahrnehmung eines aufdringlichen, niederfrequenten Tons, dem keine akustische Ursache zugeordnet werden kann. Am häufigsten wird der Brummton beschrieben wie das Geräusch eines in der Ferne mit Standgas laufenden LKW-Dieselmotors, weniger häufig wie das gleichmäßige Brummen einer Trafostation oder eines Zählerkastens, noch seltener wie eine Art Morsecode oder auch ein Poltern, Tuckern oder Dröhnen, in den Ohren oder im Kopf. Der Brummton ist ein globales Phänomen. Er liegt zwischen ca. 30 und 80 Hz und wird von mindestens 2 % der Bevölkerung wahrgenommen.[1][2][3]

Andere Eigenschaften des Brummtons treten unterschiedlich häufig auf. So tritt der Brummton häufiger bei Stille und während der Nachtstunden auf. Er ist meist lauter in geschlossenen Räumen als im Freien, ist bei je etwa der Hälfte der Betroffenen ein Dauerton oder nur zeitweise vorhanden. Er schwankt in seiner Lautstärke und wechselt sein Wahrnehmungsbild mitunter sprunghaft. Die Mehrzahl der Betroffenen beobachtet, dass der Brummton Schwebungen mit benachbarten externen Tönen erzeugt und dass er direkt nach mehrstündigen Reisen mehrere Tage nicht wahrgenommen werden kann. Über ein Drittel der Betroffenen berichtet, dass der Brummton bei bestimmten Kopfbewegungen abrupt aussetzt. Jeder Betroffene hat einen individuellen Brummton.[2]

Charakteristisch für das Brummton-Phänomen ist, dass der Brummton-Betroffene anfangs der Überzeugung ist, dass von außen jemand/etwas massiv störend, bedrohlich und verletzend in seine Privatsphäre eindringt, was für ihn eine starke Einschränkung der Lebensqualität bedeutet. Er fühlt sich alleine gelassen, weil nahestehende Personen diesen Ton meist nicht hören. Auch Ohrenärzte geben keinen befriedigenden Rat, da diese bei fast allen der Betroffenen ein gesundes Ohr mit einer überdurchschnittlich guten oder normalen Hörfähigkeit feststellen. Die Diagnose Tinnitus wird vom Betroffenen insbesondere dann häufig vehement abgelehnt, wenn ein Tinnitus bereits vorhanden ist, der sich völlig anders verhält als der Brummton. Auf der Suche nach der vermeintlich eindeutig äußeren Ursache werden zuerst die Einrichtungen innerhalb der eigenen Wohnstätte inspiziert. Sind diese als Verursacher auszuschließen, suchen die Betroffenen oft auch nachts ihre Umgebung nach Geräuschquellen ab. Da auch diese auszuschließen sind, fühlen sich einige Betroffene als Opfer von Verschwörungen.

Bei vielen Betroffenen verliert der Brummton nach einigen Jahren an Bedeutung. Er wird jetzt nicht mehr als bedrohlich angesehen. Er wird zur Nebensache oder verschwindet gänzlich.

Geschichte[edit | edit source]

Weltweit[edit | edit source]

Der Brummton ist kein neues Phänomen. Die ältesten und häufigsten Berichte stammen aus Großbritannien, wo bereits in den 1950er Jahren breit in den nationalen Medien berichtet wurde.[1]

1989 wurde in der Stadt Taos in New Mexico in den USA erstmals über das Brummton-Phänomen berichtet. Aus der Befragung der Einwohner von Taos und Umgebung errechneten Mullins und Kelly, dass mindestens 2 % der Bewohner einen Brummton wahrnehmen. In dieser Zeit wurde von ihnen das Phänomen im Auftrag der Regierung wissenschaftlich mit beachtlichem Aufwand untersucht. Die Untersuchungen ergaben, dass Umweltlärm nicht die Ursache für den Taos Hum ist, und dass elektromagnetische Quellen der Umwelt höchstwahrscheinlich ebenfalls nicht verantwortlich sind.[3]

Deutschland[edit | edit source]

In Deutschland gab es in der Zeit zwischen 2000 und 2002 gelegentliche Erwähnungen in den Medien. Der verstärkte Kontakt von Betroffenen führte zur Gründung der Interessengemeinschaft zur Aufklärung des Brummtons e. V. (IGZAB). Sie wurde von 1500 Betroffenen kontaktiert. Ein speziell auf die Beobachtungen einzelner Betroffener ausgelegter Fragebogen wurde verschickt und ausgewertet. Die Ergebnisse sind veröffentlicht.[2][4]

Nach einer Strafanzeige von 200 Betroffenen gegen Unbekannt wegen Körperverletzung kam es ab 2. Mai 2001 durch das Umweltministerium Baden-Württemberg zu einer Messung mit Spezialgeräten an 13 Orten, bei der keine gemeinsame Ursache gefunden werden konnte.[5]

Erklärungsmöglichkeiten[edit | edit source]

Jedes Geräusch, das ohne eine äußere akustische Ursache wahrgenommen wird, ist definitionsgemäß Tinnitus. Nach dieser Definition ist der Brummton als Tinnitus zu bezeichnen. Bereits 1940 unterschied Fowler zwischen dem nicht-vibratorischen und vibratorischen Tinnitus. Der vibratorische Tinnitus ist mechanischen Ursprungs und wird wie ein externer Ton gehört. Nur der vibratorische Tinnitus kann Schwebungen mit externen Tönen eingehen und erzeugt keine bleibenden Schäden im Ohr.[6]

Die Mehrzahl der Brummton-Betroffenen beobachtet Schwebungen zwischen ihrem Brummton und einem benachbarten externen Ton. Ist dies der Fall, besitzt der Brummton signifikant häufiger noch zwei weitere Eigenschaften, nämlich, dass er bei der Rückkehr des Betroffenen von einer Reise erst um Tage verzögert wieder eintritt, oder dass er während bestimmter Kopfbewegungen verschwindet.[2]

Der Brummton besitzt viele Eigenschaften wie spontane otoakustische Emissionen (SOAEs). Bei beiden wird beobachtet, dass sich deren Frequenzen mit den Jahren erniedrigen, sie als ein Van-der-Pol-System angesehen werden können, welches Schwebungen mit benachbarten externen Tönen erzeugt, dass sie in lokalen Spitzen mit extrem verbesserter Hörfähigkeit auftreten können, sie von ca. 2 % der Bevölkerung als Tinnitus hörbar sind, dass sie mit einer Dosis von ca. 2,4 g Aspirin bereits nach dem ersten Tag beseitigt werden und sie bei bestimmten Kopfbewegungen verschwinden.[7]

Es ist zu erwarten, dass beim Brummton dieselben Strukturen und Prozesse im Innenohr beteiligt sind, die auch für das Auftreten von hörbaren SOAEs verantwortlich sind. Für den normalen Hörprozess verantwortliche Sinnesorgane scheinen dabei in einem begrenzten Frequenz-Bereich nicht optimal abgestimmt zu sein.[8]

Der Brummton kann ebenso wie hörbare SOAEs als vibratorischer Tinnitus bezeichnet werden. Bei beiden befinden sich die mechanischen Oszillationen innerhalb der Hörbahn. Im Gegensatz zu SOAEs ist der Brummton derzeit objektiv nicht messbar. Die heute übliche Einteilung des Tinnitus in subjektiven und objektiven Tinnitus ist zur Einordnung des Brummtons ungeeignet, wenn sie von einer Erkrankung ausgeht, und mechanische Vibrationen, die derzeit objektiv nicht messbar sind, nicht berücksichtigt.

Eine besondere Eigenschaft des Brummtons ist sein vorübergehendes Verschwinden nach Ortsveränderungen. Ob dieses Phänomen auch bei SOAEs auftritt, ist anzunehmen, aber nicht bekannt. Denkbare Ursachen für diese Eigenschaft können eine abrupte Änderung des Luftdrucks, der Erdanziehungskraft, eine anhaltende Einwirkung von Vibrationen oder Lärm sein, für die bekannt ist, dass sie auf das Innenohr einwirken. Andere noch unbekannte Einflüsse sind nicht auszuschließen.

Häufig liegt im Bereich des Brummtons eine lokal extrem verbesserte Hörfähigkeit vor. Unter diesen Voraussetzungen können Umweltgeräusche den Höreindruck des Brummtons erzeugen, oder einen vorhandenen Brummton verstärken. In diesen Fällen wird der Brummton tatsächlich von externen Tönen erzeugt oder verstärkt.[9]

Elektromagnetische Felder, die von digitalem Mobilfunk, DECT-Telefonen oder WLAN ausgehen, sind nicht die Ursache des Brummtons, weil dieser bereits vor deren Erscheinen auftrat. In der Nähe von leistungsstarken gepulsten Hochfrequenzstrahlen oder von Radaranlagen treten bei einigen Personen Höreindrücke auf, die aber dem Wesen des Brummtons nicht ähneln, siehe Frey-Effekt. Andere Effekte in diesem Zusammenhang können jedoch wegen einiger noch ungeklärter Phänomene nicht ausgeschlossen werden.

Literatur[edit | edit source]

Weblinks[edit | edit source]

Fußnoten[edit | edit source]

  1. 1,0 1,1 D. Deming: The hum: An anomalous sound heard around the world. In: Journal of Scientific Exploration. 18, 2004, S. 571-595.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 F. Frosch: Neue Erkenntnisse zum Brummton. In: Tinnitus-Forum, Zeitschrift der Deutschen Tinnitus-Liga e. V. (DTL) 4, 2008, S. 42-43.
  3. 3,0 3,1 J. H. Mullins, J. P. Kelly: The mystery of the Taos hum. In: Echoes. 5, 1995, S. 1-6.
  4. F. G. Frosch: Manifestations of a low-frequency sound of unknown origin perceived worldwide, also known as “The Hum” or the “Taos Hum”. In: International Tinnitus Journal. 20, 2016, S. 59-63.
  5. Vorlage:Internetquelle
  6. E. P. Fowler: Head noises: Significance, measurement and importance in diagnosis and treatment. In: Archives of Otolaryngology, 32, 1940, S. 903-914.
  7. F. G. Frosch: Hum and otoacoustic emissions may arise out of the same mechanisms. In: Journal of Scientific Exploration. 27, 2013, S. 603-624.
  8. M. J. Penner: Audible and annoying spontaneous otoacoustic emissions. A case study. In: Archives of otolaryngology. Band 114, Nummer 2, Februar 1988, S. 150–153, Vorlage:ISSN. PMID 3337771.
  9. S. Wilson: Mystery of people who hear the hum. In: New Scientist, 13. Dec. 1979, 84, S. 868-870. Vorlage:Google Buch

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