Carolus Portus
Vorlage:QS-Antrag Carolus Portus, auch Karl Portz, Carolus Pretzel und andere Schreibweisen, (* um 1485 in Nürnberg; † 1549 in Böblingen) war eine Gestalt der südwestdeutschen Reformationsgeschichte. Er war Schreiber und Berater mehrerer Reformatoren und wirkte bei der Säkularisation des Klosters Maulbronn mit.
Leben[edit | edit source]
Er entstammte einer Nürnberger Kaufmannsfamilie, sein Vater war der Patrizier Konrad Portz, der in Ratsprotokollen auch Kunz Pretzel genannt wird. Die Familie hieß ursprünglich Pretzel, was einen Rückschluss auf das Bäckerhandwerk erlaubt, hat ihren Namen aber wohl noch zu Lebzeiten des Vaters in Portz oder Portus geändert, um ihren gesellschaftlichen Aufstieg zu Ratspersonen während der Blütejahre der Reichsstadt auch durch den Namen auszudrücken. Das Grabdenkmal des Vaters aus der Werkstatt des Peter Vischer befand sich in der Sebalduskirche.[1]
Carolus besuchte die Lateinschule in Nürnberg und trat als jüngster der Portz-Söhne danach kurz nach 1500 in das Karmelitenkloster Nürnberg ein. Dort war er zunächst im Skriptorium beschäftigt. Ab 1506 begleitete er Franziskus Cellarius und andere Visitatoren auf ihren Visitationsreisen durch Nordbayern und Sachsen. Ab 1513 gehörte er zu dem von Kaiser Maximilian in die Universität Wittenberg berufenen Kleriker-Zirkel, der die dem sächsischen Fürsten Friedrich III. verliehenen Rechte aus kirchenrechtlicher Sicht prüfen sollte. Bei dieser Gelegenheit hatte Portus sicher Kontakt zu Martin Luther, Andreas Bodenstein und anderen Köpfen der Reformation, die zu jener Zeit in Wittenberg tätig waren.
Im Juni 1518 trat Portus aus dem Karmelitenkloster aus. Da zwischen seiner Zeit in Wittenberg 1513/14 und seinem Austritt 1518 jegliche Quellen fehlen, kann über die Gründe nur spekuliert werden. Da sich Portus aber daraufhin dem südwestdeutschen Reformatorenkreis anschloss, kann als sicher gelten, dass sein Klosteraustritt aus reformatorischer Gesinnung geschah, vielleicht veranlasst durch Luthers wenig zuvor verbreitete 95 Thesen oder durch Luthers Auftritt bei der Heidelberger Disputation.
1520 erscheint Portus im Umfeld von Franciscus Irenicus am Stift in Baden-Baden. Er ist dort weiterhin als Schreiber tätig, gilt aber auch als gefragter Berater und betätigte sich als Hilfsprediger.[2] 1523 wechselte er nach Schwäbisch Hall, wo er neben Johann Isenmann und Johannes Brenz auch als Hilfsprediger in den Kirchen St. Michael und St. Katharina erscheint. 1524 war er Hilfsprediger neben Johann Lachmann in St. Kilian in Heilbronn. Von 1525 an ist er wieder im Gefolge von Brenz in Hall und erledigt anfallende Schreibarbeiten.[3]
Ab etwa 1533 war Portus in Ulm. Dort wurde er als Lesemeister in das Gefolge von Ambrosius Blarer berufen. Ab 1535 war er Mitarbeiter des neuen württembergischen Generalsuperintendenten Erhard Schnepf. Ab 1538 wirkte er wieder unter Blarrer bei der Säkularisierung des Klosters Maulbronn mit, wo ihm die Aufstellung des Klosterbesitzes übertragen war.[4] Kurz nach 1540 verlieren sich seine Spuren, er scheint aber weiterhin im Umfeld von Maulbronn tätig gewesen zu sein, da er 1549 im nahen Böblingen starb.
Die Wissenschaft bewertet Portus bislang nur als Randfigur der Reformationsgeschichte, nicht zuletzt, weil er namentlich schwer greifbar ist. Das von ihm erstellte Maulbronner Inventar ist sein wichtigstes Zeugnis. Als Autor galt lange Zeit ein Schreiber Porcius oder Portius, bevor man darin den als Portus bekannten Schreiber Blarers und Irenicus' erkannte.[5] Aufgrund seines in groben Zügen bekannten Lebensweges sieht man in ihm aber auch ein wichtiges Bindeglied zwischen bedeutenden Reformatoren und einen Multiplikator der lutherischen Ideen. Letztlich war er offenkundig auch eine erfahrene, integere und loyale Persönlichkeit, auf die verschiedene Reformatoren gerne als Schreiber, Berater und Hilfsprediger zurückgegriffen haben. Als Schreiber von Brenz könnte er weite Teile des Syngramma Suevicum geschrieben haben und seine Erfahrung bei der Visitation von Klöstern als auch seine gefestigte reformatorische Gesinnung ließ Herzog Ulrichs Wahl bei der Säkularisierung des Klosters Maulbronn auf Blarer und Portus fallen.
Über seine familiären Verhältnisse und seinen Begräbnisort ist nichts bekannt.
Einzelnachweise[edit | edit source]
- ↑ Sven Hauschke: Die Grabmäler der Nürnberger Vischer-Werkstatt. (1453–1544). Imhof, Petersberg 2006, S. 127.
- ↑ Günther Cordes: Franciscus Irenicus aus Ettlingen. – Aus dem Leben eines Humanisten und Reformators. In: Oberrheinische Studien III, 1975, S. 353–371.
- ↑ Martin Brecht und Gerhard Schäfer: Johannes Brenz. Frühschriften. Tübingen 1970, S. 240.
- ↑ Seminarephorat Maulbronn (Hrsg.): Kloster Maulbronn 1178–1978, Maulbronn 1978, S. 94.
- ↑ Richard Hachenberger: Die Eilfinger Weinberge des Klosters Maulbronn, Maulbronn 1990, S. 12–14.