Das Oldenburger-Modell in der Kreditwirtschaft

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Das Oldenburger Modell

Seit geraumer Zeit geistert bei der Finanzierung von Erneuerbaren Energien ein Phänomen durch die norddeutsche Kreditwirtschaft, das "Oldenburger Modell oder der Oldenburger Prozess". Doch worum handelt es sich hierbei und woher kommt der Name?

Oldenburg hat für die Erneuerbaren Energien eine große Bedeutung erlangt, sei es die Universität mit dem Windstudium und vielen Existenzgründern in der Folge, seien es die in der Finanzierung von EE-Projekten sehr kundenorientierten und erfolgreichen Kreditinstitute in der Residenzstadt. So war es zwangsläufig, dass eine besondere Arbeitsweise der Projektfinanzierung diesen Namen bekam.

Die Arbeitsweisen der Institute sind unterschiedlich hinsichtlich der Interpretation aufsichtsrechtlicher Vorgaben. Die einen leben diese Vorgaben exzessiv aus, andere orientieren sich an einem unvermeidlichen Aufwand.

Jedes größere Kreditengagement unterliegt aufsichtsrechtlich hinsichtlich der Bonität des finanzierten Projektes gewissen jährlich wiederkehrenden Kontrollaufgaben, die das Kreditinstitut absolut termintreu vorzunehmen hat. Ab gewissen Größenordnungen haben die kundenverantwortlichen Mitarbeiter übergeordneten Stellen in Form von vorgegebenen, umfangreichen Kreditüberwachungsvorlagen zu berichten.

Nun kann man in Instituten mit einer weniger ausgeprägten Zubilligung oder auch Forderung von Verantwortlichkeiten an die Mitarbeiter jedem größeren Kreditengagement einen jährlich obligaten umfangreichen Bericht per Arbeitsanweisung zuordnen. Andere Institute orientieren sich daran, welche Berichtsform in der jeweiligen Größenordnung des Kredites aufsichtsrechtlich vorgegeben ist und beschränkt sich auf diese. Die in einer geringeren Größenordnung liegenden Kredite unterliegen ebenso einer jährlichen Überprüfung, um den aufsichtsrechtlichen Vorgaben zu genügen, bedürfen aber nicht dieses enormen Umfanges.  

Das Oldenburger Modell orientiert sich mehr an einer hohen Verantwortung des einzelnen Mitarbeiters an der Umsetzung und Überwachung des Kreditprojektes und eines möglichst optimalen Einsatzes der verfügbaren Arbeitskräfte als an einem vorauseilenden Gehorsam und dem Hang zur Übererfüllung von Normen. Grundlage dieses Handelns ist eine lange Tradition der gesunden Abwägung von Aufwand und Ertrag, die wir schon bei Aristoteles finden: "Der Gebildete treibt die Genauigkeit nicht weiter als es der Natur der Sache entspricht".

Durch die Konzentration auf die aufsichtsrechtlich erforderlichen Berichtsumfänge werden Mitarbeiterstunden frei, die einerseits dem Kunden eine wesentlich zügigere Bearbeitung seines Kredites und dem Mitarbeiter mehr Freude an dem Projekt sichern, da frustrierende nicht erforderliche Arbeiten vermieden werden. Alle aufsichtsrechtlichen Vorgaben werden eingehalten und dennoch überzeugt das Oldenburger Modell durch Effektivität und von den Kunden gewünschte schnelle Entscheidungen über das Projekt. 

Angesichts dieser Argumente sollte sich dieses Modell bei wirtschaftlich denkenden Menschen eigentlich schnell durchsetzen können. Doch so einfach ist das Bankwesen nicht. Dem Hang zur überbordenden Verwaltung und Kontrolle frönen mehr große Institute, die mit einem entsprechenden Beharrungsvermögen an eingetretenen Pfaden festhalten und in einer Vereinfachung der Arbeitsweise weniger den ökonomischen Vorteil als mehr als die Gefahr eines möglicherweise nicht erkannten Risikos sehen. Wobei sich fragt, was man nach einem Jahr mit 20 Seiten Vergangenheitsbewältigung erkennen will, wenn man das durch Kundennähe anhand aktueller Informationen viel früher sehen kann. Und so behilft man sich in südlicheren Gefilden damit, das Oldenburger Modell in den Ruch der leichtfertigen Kreditvergabe zu bringen. 

Diese Konkurrenz zwischen dem Oldenburger Modell und anderen Lehren ist recht jung und die nächste Zeit wird zeigen, ob sich die ökonomische Sichtweise oder die Administrationsphilie durchsetzen kann. Obwohl es um Geld geht, sind die Chancen für die wirtschaftlichen Stärken des Oldenburger Modells schwach. Kategorie:Kreditwirtschaft Kategorie:Erneuerbare Energien