Dennis Jeckstadt
Dennis Sven Jeckstadt (* 16. Mai 1982 in Berlin; † 31. Dezember 2008 in Schönfließ, Brandenburg) war ein deutscher Zweiradmechaniker und Krimineller. Er wurde durch einen Beamten der Berliner Polizei mit dem ersten von acht Schüssen getötet.[1]
Leben[edit | edit source]
Kindheit[edit | edit source]
Jeckstadt wurde im West-Berliner Stadtteil Charlottenburg geboren, zusammen mit seiner Schwester wuchs er bei seiner Mutter im Bezirk Neukölln auf. Seine Mutter trennte sich früh von seinem Vater.[2] Sie lebten in einer 3-Zimmer-Sozialbauwohnung im Rollbergviertel. Er spielte in der Junior-Mannschaft der BSC Preussen Eishockey.
Jugendalter[edit | edit source]
Schon im Alter von 13 Jahren war Jeckstadt Mitglied einer Jugendgang und beging seine ersten Straftaten. In dem Milieu, in dem er verkehrte, spielen Nationalitäten keine Rolle, zu seinem Umfeld gehören Deutsche genauso wie Türken, Araber und andere Nationalitäten. Er besuchte die Neuköllner Hauptschule Kurt-Löwenstein. Zu dieser Zeit waren Drogen und Bandenbildung nichts ungewöhnliches in Neukölln. Er selbst hatte ein Drogenproblem, das Schmerzmittel Tilidin und Kokain nahm er zu sich. Immer wieder wurde Jeckstadt bei seinen Straftaten festgenommen und so verbüßte er seine Strafen in Jugendarrestanstalten und Jugendstrafanstalten ab. In einer Strafanstalt absolvierte er dann schließlich auch eine Ausbildung zum Zweiradmechaniker.
Schon in dieser Zeit brach er Tresore, Autos und Motorroller auf und fuhr ohne Führerschein durch Berlin.[3] Bis zu seinem Tod standen 160 Verfahren in der Polizeiakte. Straftaten wie versuchte Einbrüche, Diebstähle, Nötigungen, Sachbeschädigung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und das mehrfache Fahren ohne Führerschein gehörten dazu.[2]
Silvester 2008[edit | edit source]
Am Silvesterabend lagen drei Haftbefehle gegen Jeckstadt vor, er wurde von drei Berliner Zivilbeamten der Direktion 2, Abschnitt 25 (Kurfürstendamm)[3] gesucht.[4] Polizeikommissar Reinhard R., Polizeioberkommissar Olaf B. und Polizeihauptkommissar Heinz Werner S. entdecken ihn auf aufgrund eines Tipps außerhalb der regulären Dienstzeit.
Der untergetauchte Dennis Jeckstadt war gegen 18 Uhr vor dem Elternhaus seiner 19-Jährigen Freundin Patricia „Ticy“ M.[5] in Schönfließ.[4] Er parkte in einem silbergrauen gestohlenen[6] Jaguar XJ Executive, in einer Sackgasse. Als die Ermittler sich nähern, entkommt er den Beamten zunächst, kommt aber wenig später an denselben Ort zurück.
Nun wird der Jaguar durch den grauen Opel Astra Kombi der Beamten blockiert. Reinhard R. und Heinz Werner S. wollen Jeckstadt stellen, sie reißen an den verriegelten Türen. Er will mit dem Jaguar flüchten. Dabei soll Heinz Werner S. an das rückwärts rollende Fahrzeug herangetreten und dabei zu Fall gekommen sein.[7] Gegen 18.10 Uhr[8] schießt Reinhard R. mit seiner Dienstwaffe, einer SIG Sauer P 6 aus 1,50 m bis drei Metern Entfernung durch die Fensterscheibe der Fahrertür des Jaguars, auf den unbewaffneten Dennis Jeckstadt. Schwer verletzt versucht er weiter mit dem Auto zu fliehen. Reinhard R. schießt während des kurzen Fluchtversuchs noch siebenmal, fünf Schüsse trafen das Auto, doch keiner den Flüchtenden, so die Staatsanwaltschaft später. Nach wenigen Metern verlor Jeckstadt das Bewusstsein, der Jaguar rollte gegen eine Wand.[4]
Todesursache[edit | edit source]
Die Obduktion ergab, dass Jeckstadt an den Folgen eines Steckschusses, der oberhalb des Herzens eintrat[9] und in der Lunge stecken blieb, starb. [10]
Beerdigung[edit | edit source]
Jeckstadt wurde am 16. Januar 2009[11] auf dem Alten St. Jacobi Friedhof in der Neuköllner Karl-Marx-Straße beigesetzt.[12] Nach der Beisetzung zog ein Trauermarsch mit mehr als 200 Personen zum Polizeipräsidium auf den Tempelhofer Platz der Luftbrücke.
Gerichtsverfahren[edit | edit source]
Erkenntnisse[edit | edit source]
Die Neuruppiner Oberstaatsanwältin Lolita Lodenkämper sagte später: „Gutachten haben bestätigt, dass der erste, tödliche Schuss aus kurzer Distanz abgegeben wurde“.[13] Dies wurde vor der Schwurgerichtskammer auch von drei Zeugen bestätigt[14], der erste Schuss auf Jeckstadt sei gefallen, als der ausgeschaltete Jaguar stand. Ebenfalls wurde erwiesen, dass Jeckstadt zum Tatzeitpunkt Kokain eingenommen hatte. Er sollte laut Staatsanwaltschaft eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und einem Monat unter anderem wegen Verkehrsdelikten antreten, der er sich zuvor entzogen hatte.
Urteil[edit | edit source]
Juli 2010 wird Polizeikommissar Reinhard R. von der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Neuruppin wegen Totschlags im minder schweren Fall zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.[15] Nach einer achttägigen Verhandlungsdauer bewerteten die Richter das Verhalten des Hauptangeklagten als „unverhältnismäßig und nicht gerechtfertigt“. Auch sein Beamtenstatus wurde ihm aberkannt und er muss den Polizeidienst verlassen.[7]
Gegen diese Entscheidung wurde von den Verteidigern Revision vor dem Bundesgerichtshof eingelegt. Am 24. Februar 2011 lehnte der Bundesgerichtshof dies als unbegründet ab. Damit sind die Verurteilungen gegen Reinhard R. rechtskräftig.
Rechtskräftig sind auch die Geldstrafen von 10.800 und 8400 Euro [16] gegen Olaf B. und Heinz Werner S. wegen versuchter Strafvereitelung im Amt.
Weblinks[edit | edit source]
- Gabi Rost: rbb Klartext zum Fall Dennis J. (Video bei Youtube)
- Jackel 44 – Gedenkseite für Dennis Jeckstadt
Einzelnachweise[edit | edit source]
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