Die Umsiedler

From Gyaanipedia

Vorlage:Löschantragstext


Die Umsiedler ist ein Roman von Arno Schmidt.[1]

Inhaltsangabe

1. Kapitel:

Personen, Ort, Zeit:
Ich-Erzähler, Benefeld, ein Bauerndorf zwischen Bremen und Hannover; Kanzlerschaft Adenauers um 1952.

Rundgang in und um Benefeld bei anbrechender Dunkelheit; die Häuser sind überbelegt und bieten unangemessene Wohnverhältnisse. Es herrscht Unterversorgung an Essen und Heizmaterial. Die Wiederbewaffnungsdiskussion ist im Gange. Der Ich-Erzähler kritisiert Adenauer. windiges, regnerisches Wetter; Der Ich-Erzähler hat eine vergleichsweise reichhaltige Mahlzeit zu sich genommen. Er trägt abgenutzte Kleidung.

2. Kapitel:
Personen, Ort, Zeit:
Ich-Erzähler, Kreisflüchtlingsbetreuer, Vehlow, Müller, Lepke; tagsüber.

Die Menschen um den Ich-Erzähler und ihre Habe („Gelumpe“, Möbel, Nutztiere) werden mittels Güterzügen (G-Wagen) abtransportiert nach Alzey (bei Mainz, 500 km entfernt). Transportlisten müssen ausgefüllt werden. Der Ich-Erzähler kauft dazu eine notdürftig zusammengezimmerte Kiste und besitzt bereits eine weitere. Die Menschen in Benefeld freuen sich, dass es ein paar Flüchtlinge weniger werden. Windiges, aber sonniges Wetter.

3. Kapitel:
Personen, Ort, Zeit:
Ich-Erzähler, Katrin, eine große Familie; Bahnhofsgaststätte, tagsüber.

Der Ich-Erzähler befindet sich auf dem Transport und spricht eine Kriegerwitwe (Katrin Loeben) an. Sie isst eine Brotzeit oder das Frühstück. Nebenan befindet sich eine große Familie (Högfeldt, schwedischer Zeichner u.a. von harmonischen Familienszenen). Der Ich-Erzähler war Dolmetscher und Soldat. Er äußert sich über seine Zuneigung zu Katrin (Sir Walter Raleigh, QE I). Leicht bewölktes Wetter.

4. Kapitel:
Personen, Ort, Zeit:
Ich-Erzähler, Katrin, ein Ehepaar um die Fünfzig, Rentenempfänger, Wirt, Flüchtlingsbetreuer Schulz; Bahnhofsgaststätte, Nacht; Frühwinter 1952.

Menschen warten auf den Abtransport (Abreise um vier oder um sechs Uhr morgens). Flüchtlingsbetreuer Schulz verliest die Namen der sich Wegmeldenden. Die Preise der Getränke werden genannt. Viele Kinder sind anwesend, wovon einige im Atlas blättern. Der Ich-Erzähler sieht sich von primitiven Menschen umgeben (Yahoos). Katrin verlässt den Ort aufgrund der desolaten Wohnverhältnisse, ebenso wie der Ich-Erzähler, der dem Familienwunsch seines Raumgenossen Platz schafft. Man erfährt Katrins vollen Namen (Katharina Loeben). Katrin und der Ich-Erzähler siezen sich, wechseln sich aber während der Nacht mit Wachen ab.

5. Kapitel:
Personen, Ort, Zeit:
Ich-Erzähler, ein unzurechnungsfähiger Hirnverletzter; Nacht.

Viele der Flüchtlinge stammen aus Schlesien. Katrin erscheint „zerbuhlt“, d.h. sie hat nach Ansicht des Ich-Erzählers zu viel geflirtet, und wird als herausfordernd und keck eingeschätzt. Das Radio spielt Werbung, La Paloma und Nachrichten (NWDR-Unterhaltung). Am Himmel sind Sterne und der Mond sichtbar.

6. Kapitel:
Personen, Ort, Zeit:
Ich-Erzähler, Katrin, alte Frau; früher Morgen.

Der Transport beginnt, die Flüchtlinge befinden sich im Zugabteil. Eine alte Frau äußert den bescheidenen Wunsch, wieder in die Kirche gehen zu können. Sie verlassen Niedersachsen, das sie nicht herzlich willkommen hieß. Katrin spielt auf der Mundharmonika ein Abschiedslied. Der Ich-Erzähler zitiert aus einem Gedicht von Christoph Martin Wieland (Schriftsteller der Aufklärung: Der Anti-Ovid oder die Kunst zu lieben, Zemin und Gulindy, zwei Königskinder). Katrin stammt aus Greiffenberg in der Oberlausitz (40 km östlich von Görlitz).

7. Kapitel:
Personen, Ort, Zeit:
Ich-Erzähler, Katrin, Familie Weber; Göttinger Hauptbahnhof; Abend.

Der Erzähler beschreibt die sanitären Anlagen des Göttinger Hauptbahnhofs. Die Umsiedler müssen die Zugteile wechseln. Katrin kommt so mit den neuen Mitreisenden ins Gespräch, die vor den Russen geflüchtet sind. Dem Wunsch nach Verbesserung als Grund der Umsiedlung steht der Ich-Erzähler skeptisch gegenüber. Draußen ist Reklame sichtbar, ein Zeichen der anspringenden Wirtschaft. Der Ich-Erzähler erwähnt Ludwig Tieck und E.T.A. Hoffmann (Autoren der Romantik). Die Menschen warten abgestumpft. Man ist der Meinung, dass Flüchtlinge allem ausgeliefert sind. Der Zug fährt abschließend weiter.

8. Kapitel:
Personen, Ort, Zeit:
Ich-Erzähler, Katrin; während der Nacht.

Der Zug hält in einem Großbahnhof, in dem Reklame für Nähseide sichtbar ist. Nach einem kurzen Halt geht es weiter. Die Zustände im Zug sind sehr unbequem. Im Dunklen küssen sich Katrin und der Ich-Erzähler das erste Mal. Katrin erzählt ihre Erinnerungen. Ihr gefallener Mann ging schon auf dem ersten Heimatbesuch fremd. Sie bekommt 180 DM Rente. Im Wagen sagt jemand, die Regierung kümmere sich nicht um die Umsiedler; sie müssten selbst sehen, wo sie bleiben. Gegen morgen erhöht der Zug sein Tempo und fährt durch Wald und Heide.


9. Kapitel:
Personen, Ort, Zeit:
Ich-Erzähler, Katrin, Familie Weber; von Limburg über Koblenz nach Bingen, sechs Uhr morgens.

Der Zug hält und viele der Reisenden machen sich frisch. Das Rote Kreuz versorgt die Flüchtlinge mit einer einfachen Mahlzeit. Ein Flüchtling ist mit seiner Ziege unterwegs. Der Zug fährt weiter bis Koblenz und dann weiter am linken Rheinufer entlang Richtung Bingen, wobei er ständig hält. Der Ich-Erzähler zitiert Hölderlin, ist kurzsichtig, da er eine Brille braucht (Minuszylinder) und lobt sich selbst bezüglich seiner Bildung. Der Ich-Erzähler benennt die Burgruinen des Rheintals und erfindet Sagen dazu. Er sorgt sich um den Gesprächsstoff. Die Frauen der Familie Weber stricken (Anspielung auf das Gedicht „Die Weber“). Man ist „im Westen“, doch es ist kalt und ungemütlich.


10. Kapitel:
Personen, Ort, Zeit:
Ich-Erzähler, Zuhörer; im Rheintal.

Der Rhein wirkt schmutzig und wenig romantisch im Nieselregen. Katrin zeigt sich gut gelaunt (Katrin die Zauberin). Eine vermutlich selbsterfundene Legende aus dem Jahre 1632 über das Schloss Ehrenbreitstein wird erzählt und findet das Interesse der Mitreisenden.

11. Kapitel:
Personen, Ort, Zeit:
Ich-Erzähler, Katrin, ; Zugfahrt über Bingen nach Gau-Bockenheim, Ankunft im Bauerndorf.

Die Umsiedler verlassen in Gau-Bockenheim (30km südwestlich von Mainz) bei Nieselwetter den Zug und werden vom Landrat, dem Bürgermeister und einem Vertreter des Wohnungsamtes kurz begrüßt mit salbungsvollen Worten, doch der Ich-Erzähler gibt vor, die Sprechblasen zu durchschauen. 135 Umsiedler kommen in einem katholisch geprägten Bauerndorf an. Männer und Frauen werden zunächst getrennt untergebracht. Die in dieser Umgebung sehr attraktiv wirkende Katrin beschwert sich wegen dieser Trennung vom Ich-Erzähler.

12. Kapitel:
Personen, Ort, Zeit:
Ich-Erzähler, Katrin, Familie Beck; abends 20h bis spät in die Nacht, im Dorf.

Das Dorf hat 1500 Einwohner. Arbeit gibt es hauptsächlich in der Landwirtschaft bei 2 DM Lohn am Tag. Im Saal der Männer wird Politik diskutiert. An der Sektorengrenze in Berlin gibt es Spannungen zwischen den Alliierten und der Sowjetunion, die vom Ich-Erzähler mit der Kraftmeierei von Schuljungen verglichen werden. Katrin und der Ich-Erzähler suchen das Haus der Familie, bei der sie einquartiert werden sollen. Sie geben sich als Verlobte aus. Die Leute bewirten sie mit gutem Essen und sie erzählen Einzelheiten der Flucht.

13. Kapitel:
Personen, Ort, Zeit:
Katrin, Ich-Erzähler, nachts bis zum frühen Morgen.

Die Beziehung zwischen dem Ich-Erzähler und Katrin intensiviert sich. Der Ich-Erzähler hat Herzklopfen in Kathrins Gegenwart und beschreibt sie mit intensiven Naturmetaphern. Kathrin gesteht, dass sie einen Fuß bei einem Bombenangriff verloren hat. Sie legt ihm ihre finanzielle Lage offen. Sie besitzt ein Radio. Sie schwört ihm ewige Liebe.

14. Kapitel:
Personen, Ort, Zeit:
Katrin, Ich-Erzähler, Kirchengemeinde, am nächsten Tag, vmtl. Sonntag.

Beide beschweren sich über die schlechten Wohnverhältnisse, mit denen sie zurechtkommen müssen. Den Angestellten des Wohnungsamtes wird nachgesagt, sie halten Informationen zurück. Die Kirchengemeinde singt Lieder über Nächstenliebe, aber das Bischofszimmer im Pfarrhaus wird freigehalten. Kathrin regt sich darüber auf: „Wenn doch der Russe käme“. Auch der Ich-Erzähler kritisiert die katholische Kirche als rückständig und bigott. Als Beispiel zieht er bekannte Persönlichkeiten heran, beleuchtet aber dabei seinen eigenen Hintergrund.

15. Kapitel:
Personen, Ort, Zeit:
Katrin, Ich-Erzähler, windiges Wetter, später am Sonntag.

Der Ich-Erzähler beschreibt die Bewohner des Dorfes als vergleichsweise wohlgenährt. Katrin möchte in dem Ort nicht bleiben. Im Hintergrund läuft ein Fußballspiel. Beide kritisieren scharf den Beschluss zur Wiederbewaffnung, da beide an den militärischen Drill der Vorkriegszeit unangenehme Erinnerungen haben. Sportnachrichten über lokale Helden (Fritz und Ottmar Walter) werden im Radio verbreitet, aber keine Nachrichten über Literatur. Katrin und der Ich-Erzähler unterhalten sich weiter über persönliche Themen auf einem Spaziergang am Bahnhof entlang in Richtung Nachbarort Sprendlingen.

16. Kapitel:
Personen, Ort, Zeit:
Katrin, Ich-Erzähler, am späten Nachmittag, stark bewölkt, gleicher Tag.

Das Fußballspiel läuft noch. Katrin kommentiert das Aussehen und Auftreten der Einheimischen und bewertet ihren Umgang mit der Natur. Der Ich-Erzähler zeigt aufmerksame Fürsorge für seine behinderte Freundin.

17. Kapitel:
Personen, Ort, Zeit:
Katrin, Ich-Erzähler, Flüchtlingsgruppen, später am Abend, Dunkelheit.

Einzelne Flüchtlingsgruppen berichten, wie sie untergebracht wurden. Einhellige Meinung: Nur unzureichende Notunterkünfte werden bereitgestellt. Es wird von der Heimat erzählt, wie schön und weiträumig sie war, und dass man auch mit der anderen Volksgruppe gut ausgekommen war. Katrin plant ihre Zukunft mit dem Ich-Erzähler auf einem weiteren Spaziergang: Sie wollen zusammenziehen, aber nicht heiraten aus finanziellen Erwägungen. Sie bezeichnet ihn nun als ihren Verlobten.

18. Kapitel:
Personen, Ort, Zeit:
Ich-Erzähler, Weber, Flüchtlingsgruppen.

Sanitäre Verhältnisse: Eine Toilette für 65 Personen; die andere war abgeschlossen. Der Ich-Erzähler besucht die anderen Flüchtlingsgruppen. Die einen trinken Wein, andere lesen nationalistische Propaganda. Die Hoffnung des Schmieds Weber aus Kap. 7 auf eine bessere Unterbringung erfüllt sich nicht; seine Situation hat sich eher verschlechtert. Dabei musste sein Wohnraum sogar mit Polizeigewalt requiriert werden. Schlussfolgerung: Die Deutschen sind genau so primitiv wie alle anderen Völker auch.

19. Kapitel:
Personen, Ort, Zeit:
Ich-Erzähler, Katrin, Weber, Hess, am folgenden Tag.

Katrin und der Ich-Erzähler nehmen die Wohnung, die für Familie Weber zu klein war. Katrin kann im Voraus bezahlen und bewahrt sich so ihren Stolz gegenüber den unwilligen Hausbesitzern. Das Einrichten nimmt den ganzen Tag in Anspruch. Der Ich-Erzähler war sechs Jahre lang Frontsoldat gewesen und anschließend noch in Kriegsgefangenschaft. Er fühlt sich wenig willkommen, doch Katrins Gegenwart gleicht dies gleich wieder aus.

20. Kapitel:
Personen, Ort, Zeit:
Katrin, Ich-Erzähler; beim Bürgermeister und später in der Wohnung.

Überbrückungshilfe an die Umsiedler wird ausgezahlt, da sie keine Arbeit haben. Männer bekommen doppelt so viel wie Frauen, worüber sich Katrin mokiert. Eine junge Katze ist in der Wohnung und der Ich-Erzähler nennt sie „Gurnemanz“ nach einer Einsiedelei aus Wagners Parsifal. Sie füllen Formulare aus (Wasser) und räumen den Küchenschrank ein. Sie bauen ein Bücherregal auf. Der Ich-Erzähler hat 80 Bücher; Katrin scheint kaum Literatur zu kennen.

21. Kapitel:
Personen, Ort, Zeit:
Katrin, Ich-Erzähler; am nächsten Tag.

Der zweite Tag beim Einräumen: Die Umsiedler sind mit dem Allernötigsten versorgt, doch herrscht Mangel überall. Im Einführungsteil wird eine ärmliche Szenerie beschrieben, doch Katrin ist froh über das Erreichte. Brennstoff (Kohle) gibt es nur über Versorgungsscheine. Der Ich-Erzähler regt Katrin zum Tagebuchschreiben an. Die beiden klären, was man alles in ein Tagebuch hineinschreibt, worauf der Ich-Erzähler die äußeren Gegebenheiten aufzählt; Reaktion: O du seelenloses Automat! (Anspielung auf E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“). Sie scherzen über Einträge bzgl. ihres eigenen Verhaltens. Sie beschließen, selbst zu kochen.

22. Kapitel:
Personen, Ort, Zeit:
Katrin, Ich-Erzähler, am Abend.

Entscheidungen über das Einräumen werden getroffen. Katrin macht Gymnastik. Sie nehmen die Leute in der Umgebung wahr. Katrin plant, im Frühling einen Baum zu pflanzen und beschließt, die Wäsche zur Wäscherei in den Nachbarort zu bringen.

23. Kapitel:
Personen, Ort, Zeit:
Katrin, Ich-Erzähler, am Abend; Dämmerung, Weihnachten ist in Kürze; Frost.

Am Mundharmonikaspiel Katrins erkennt man, wie froh die beiden jetzt sind. Sie schreibt ihren Verwandten eine Postkarte auf einer Schreibmaschine, um ihre neue Adresse mitzuteilen. Ein Lexikon von 1941 wird als recht primitiv bewertet. Der Ich-Erzähler will einen großen Webster, ein umfangreiches englisches Wörterbuch haben, da er „tent-stitch“, ein Nähmuster, nicht kannte. Im Dachgebälk läuft eine Ratte hin- und her. Sie bringen die Postkarte zum Briefkasten. Die Erwähnung der Neumondphase bestätigt die Datierung auf das Jahr 1952.

24. Kapitel:
Personen, Ort, Zeit:
Katrin, Ich-Erzähler,bei Dunkelheit, ein paar Tage später.

Der Ich-Erzähler bestätigt, er und Katrin seien zusammen. Der Ich-Erzähler beschreibt ihre Beziehung als oberflächlich. Er weiß noch nicht, wie es weitergeht. Er erinnert sich an Schlesien. Das Radio empfängt nur einen Sender. Doch die Lebenshaltungskosten sind etwas niedriger als in Niedersachsen. Der Ich-Erzähler: „Wie es weiter geht, weiß ich noch nicht.“

Einzelnachweise[edit | edit source]