Digitaler Weiterbildungscampus

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Der Digitale Weiterbildungscampus ist eine Plattform für das technisch unterstützte Lehren und Lernen sowie für das Wissensmanagement.[1] Zu den Bildungsanbietern, welche die Plattform nutzen, gehören Unternehmen sowie staatliche und private Bildungsträger, die zumeist aus Baden-Württemberg stammen. Die Infrastruktur des Digitalen Weiterbildungscampus erlaubt die gemeinsame Nutzung und den Austausch digitaler Lerninhalte. Ziel ist es, die Umsetzung moderner methodischer Ansätze in allen Bildungsbereichen zu ermöglichen und dabei die Richtlinien des Datenschutzes und der Datensicherheit sowie die relevanten rechtlichen Aspekte zu berücksichtigen. Damit soll der Digitale Weiterbildungscampus auch die gesellschaftliche Forderung nach lebenslangem Lernen erfüllen.

Struktur der Weiterbildung in Baden-Württemberg[edit | edit source]

Traditionell ist die Weiterbildungslandschaft stark pluralistisch geprägt.[2][3] Zahlreiche, oft kleinere Bildungsträger (Volkshochschulen, kirchliche und private Organisationen) bieten meist ein auf die Region begrenztes Bildungsprogramm. Allerdings können viele der kleineren Einrichtungen heute den Anforderungen der Digitalisierung in Bezug auf finanzielle Ausstattung, Technik, Datenschutz und juristische Absicherung nicht mehr nachkommen. Es droht eine Monopolisierung des Bildungsmarktes, d. h. eine Konzentration auf wenige große Anbieter. Aus diesem Grunde war es ein politisches Anliegen des Landes Baden-Württemberg, eine gemeinsame Infrastruktur für digitale Bildung ins Leben zu rufen, durch die eine digitale Spaltung der Bevölkerung und der Bildungslandschaft vermieden werden kann. Der Digitale Weiterbildungscampus fördert den Erhalt der kleineren Bildungsträger, die mit digitalen Angeboten neue Zielgruppen und Adressatenkreise außerhalb ihrer Region erschließen können. Menschen mit eingeschränkter Mobilität ermöglicht digitales Wissen eine bessere Partizipation am gesellschaftlichen und kulturellen Leben. Arbeitssuchende haben nach einer beruflichen Auszeit bessere Chancen, wieder ins Erwerbsleben eingegliedert zu werden. In der Hochschulbildung unterstützt das digitale Lernen den Bologna-Prozess, denn nach dem Bachelor-Abschluss kann der Master mit digitalen Lernmedien berufsbegleitend erworben werden.

Konzeption[edit | edit source]

Der Digitale Weiterbildungscampus[4][5][6][7] lässt Ansätze erkennen, die neuen methodischen Anforderungen, welche die Digitalisierung an die Bildung stellt, zu erfüllen. Er wurde seit 2015 von der vimotion GmbH in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg im Rahmen des Bündnisses für Lebenslanges Lernen[8][9] aufgebaut. Zurzeit wird er von rund 80 Unternehmen, Weiterbildungseinrichtungen, Bibliotheken und Verbänden genutzt. Er basiert auf der Lernplattform ILIAS[10], die um eine Vielzahl zusätzlicher Tools und Applikationen für das Lernen und das Wissensmanagement erweitert wurde, wie beispielsweise Open Meetings, Virtual Classrooms, Wikis, Simulationen sowie Audio- und Videosequenzen. Damit kann Wissen dokumentiert, strukturiert und gezielt genutzt werden[11][12]. Es können Lerngruppen eingerichtet, eigene Lernmodule – auch institutionsübergreifend – entwickelt, Lernfortschritte überprüft werden usw. Auch sind Möglichkeiten zum gegenseitigen Austausch und zum informellen Lernen vorhanden, die eine Kooperation und Vernetzung der teilnehmenden Institutionen erlauben[13]. Die Nutzung des Digitalen Weiterbildungscampus kann individualisiert, d. h. an die Corporate Identity des jeweiligen Bildungsanbieters angepasst werden. Unter bestimmten Voraussetzungen wird der Einsatz der Plattform vom Land gefördert[14][15].

Technische Infrastruktur[edit | edit source]

Der Digitale Weiterbildungscampus weist die folgenden technischen Merkmale auf:

  • integrierte virtuelle Konferenzräume (Vitero, OpenMeetings)
  • LMS (ILIAS) • Lizenzmanagementsoftware
  • Single Sign-on (Shibboleth-Server)
  • individuelle Skin (Computer)
  • Schnittstellenanpassung – Verwaltungssoftware
  • lokale Benutzerverwaltung durch UserCreateEventHook-Plugin Skin- und Rechtezuweisung, Landing Page usw.
  • Schnittstellen zu externen Anbietern
  • Responsive Webdesign (mobile Nutzung möglich)
  • E-Learning Standards (SCORM 2004, SCORM 1.2, AICC, HACP)
  • Sicherheitskonzept nach BSI (Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik)
  • SELinux (Security Enhanced Linux)
  • automatisiertes Monitoring, DRBD, HPC-Cluster (symmetrisch), Cluster Manager
  • Verfügbarkeitsklasse 4 (99,99 % ≡ 4:23 Minuten/Monat oder 52:36 Minuten/Jahr)
  • Verschlüsselung des Datenverkehrs und der Speichermedien
  • strikte Einhaltung der Richtlinien des Bundesamtes für Sicherheit (Datenschutz)
  • Rechtssicherheit (ADV, TOM, SaaS, Nutzervereinbarungen usw.)

Projektbeispiele[edit | edit source]

Mittlerweile wurde eine ganze Reihe von Projekten mit der Infrastruktur des Digitalen Weiterbildungscampus umgesetzt[16][17][18]. Dabei werden die verschiedensten Zielgruppen angesprochen, auf deren Bedürfnisse die Funktionsvielfalt des Weiterbildungscampus individuell zugeschnitten werden kann. Nachfolgend sei eine beispielhafte Auswahl von Projekten aufgeführt:

Smartphones[19] (Volkshochschulverband Baden-Württemberg) und Tablet-PCs werden heute von vielen, besonders jüngeren Menschen ganz selbstverständlich und vielfältig genutzt. Ältere Menschen begegnen den mobilen Geräten dagegen immer noch mit einer gewissen Reserviertheit, obwohl gerade diese vielfältige Möglichkeiten der Partizipation und Erleichterungen des Alltags bieten. Ziel des Projektes Smartphone4BestAger ist es deshalb, diese Zielgruppe an die mobilen Endgeräte heranzuführen und deren Mehrwerte gerade für Ältere aufzuzeigen. Dazu wurde auch entsprechendes Online-Lehrmaterial für die Zielgruppe 55+ für die beiden geläufigsten Betriebssysteme Android und iOS (Apple) erarbeitet.

Die Stadtbibliotheken[20] Bietigheim-Bissingen, Göppingen/Geislingen[21], Heilbronn[22] und Karlsruhe haben ihr Angebot erweitert: Seit Ende März 2015 bieten alle vier Bibliotheken individualisierte Online-Lernplattformen auf dem Digitalen Weiterbildungscampus an. Pionier in Sachen Lernen per Mausklick war die Stadtbibliothek Ludwigsburg[23][24][25]. Deren Lernplattform ging bereits im Juli 2013 an den Start [26]. Beispiele für eLearning in Bibilotheken, realisiert auf dem Digitalen Weiterbildungscampus:

  • Heilbronn
  • Stuttgart
  • Karlsruhe
  • Goeppingen
  • Bietigheim
  • Ludwigsburg

Modellprojekt Live-Online-Deutschkurse für Flüchtlinge in baden-württembergischen Bibliotheken[27][28]: Wenn Flüchtlinge möglichst schnell Deutsch lernen, fördert dies ihre Integration in die Gesellschaft und vor allem in den Arbeitsmarkt. Allerdings ist das Angebot an Präsenzkursen vor Ort oftmals unzureichend, oder die Kurse sind überfüllt und damit ineffektiv. In sieben Bibliotheken in Baden-Württemberg (Achern, Heilbronn, Konstanz, Nordheim, Reutlingen, Stuttgart und Tübingen) findet daher ein Modellprojekt statt, das Zuwanderern einen schnelleren und effektiveren Zugang zur deutschen Sprache ermöglichen soll: Flüchtlinge können über PC-Lernstationen an einem Online-Deutschkurs im sog. virtuellen Klassenzimmer teilnehmen. Die Dozentin, eine ausgebildete Sprachlehrerin, ist speziell für diese Unterrichtsform geschult. Teilnehmer an unterschiedlichen Standorten werden zu einer Online-Lerngruppe zusammengeführt. Die Sprachschüler haben über Headsets direkten Kontakt zur Dozentin, können jederzeit Fragen stellen und ihre Aussprache verbessern. Zur Ergänzung des Lernangebots werden an den Bibliotheks-Computern auch Videos zum Deutschlernen bereitgestellt. Die Software für das virtuelle Klassenzimmer, die auch Teil des Digitalen Weiterbildungscampus ist, stammt von der vitero GmbH.

Beruflicher Wiedereinstieg digital [29][30][31] – Blended Learning im Einsatz bei der Bundesagentur für Arbeit

Das Ministerium für Finanzen und Wirtschaft bietet zusammen mit dem Kultusministerium Baden-Württemberg über sein Weiterbildungsportal zu bestimmten Zeiten eine Online-Weiterbildungsberatung im Chat[32][33] an. Dabei wird der Chat des Digitalen Weiterbildungscampus genutzt, sodass innerhalb des Beratungsprozesses alle Funktionalitäten der Plattform zur Verfügung stehen (Wiki, Glossar, Informationen und Inhalte usw.). Zusätzlich zur schriftlichen Kommunikation im Chat besteht auch die Möglichkeit, bei Bedarf direkt und ohne Zugriff auf weitere Software auf eine Audiokommunikation umzuschalten. Außerhalb der Chat-Zeiten und wenn der Chatraum wegen einer stattfindenden Beratung besetzt ist, kann über ein Online-Formular die Frage schriftlich an das Beraterteam übermittelt werden.

ESRA – E-Learning für Schülerinnen und Schüler am Rande der Beschulbarkeit[34]: Dem Projekt ESRA lag der sonderpädagogische Ansatz zugrunde, Schülerinnen und Schüler mit negativen Schulerfahrungen und mit sozialem wie emotionalem Förderbedarf durch das Lernen im virtuellen Klassenzimmer statt im Klassenverband die Konzentration auf schulische Inhalte und letztendlich auch einen Schulabschluss zu ermöglichen.

Virtuelle Bildbetrachtungen - Kunst, die zum Betrachter kommt: Ziel dieses Projektes ist es, Bewohnerinnen und Bewohnern von Alters-, Senioren- oder Pflegeheimen trotz mobiler Einschränkungen Führungen an Museen zu ermöglichen. Wenn die Menschen nicht mehr zur Kunst, zur Bildung, zu Vorträgen gehen können, müssen diese Veranstaltungsformen zu den Menschen gebracht werden. Nur so ist die vielbeschworene Partizipation am gesellschaftlichen Leben auch für diese Zielgruppe realisierbar.

Somit bietet der Digitale Weiterbildungscampus mit seinen vielfältigen Einsatzmöglichkeiten allen Zielgruppen über eine ganze Bildungsbiographie hinweg Mehrwerte und Vorteile.

Zu weiteren Projekten sei auf die Weiterbildungsbroschüre[35] des Landes Baden-Württemberg verwiesen.

Literatur[edit | edit source]

Lebenslanges Lernen Wissen und Können als Wohlstandsfaktoren Das vorliegende Buch diskutiert den Themenkomplex des „Lebenslangen Lernens“ in zahlreichen Facetten.[36]

Neue Medien und Mobiles Lernen Handreichung der gleichnamigen Fachgruppe aus dem Bündnis für Lebenslanges Lernen, ISBN 978-3-00-054540-5.[37]

Preise[edit | edit source]

Preise, mit denen der virtuelle Campus ausgezeichnet wurde:

  • eLearning AWARD-Preisträger 2017 in der Kategorie „Infrastruktur“[38][39]

Einzelnachweise[edit | edit source]