Druckhaus Aufwärts

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Vorlage:QS-Antrag Das Druckhaus Aufwärts war eine Druckerei mit Verlag in Leipzig.

Geschichte[edit | edit source]

Das Noten-Logo der Peter-Presse

Die Druckerei Druckhaus Aufwärts GmbH entstand aus der Peter-Presse in Leipzig. In der Nachkriegszeit baute der Setzer und Drucker Christoph Kreickenbaum die Druckerei Peter-Presse in der Breitkopfstraße 3–5 wieder auf. Das Gebäude war nach einem Bombenangriff stark beschädigt und befand sich im Graphischen Viertel von Leipzig. Im ehemaligen Zentrum von Deutschlands Verlags- und Druckindustrie waren viele renommierte Unternehmen wie Brockhaus und Reclam angesiedelt. Druckereien wie Giesecke & Devrient, Offizin Andersen Nexö, Druckerei Emil Glausch und die Peter-Presse nutzten die örtliche Nähe zu den großen Verlagen.

Bis zu seiner Enteignung in 1953 war die vollständige Firmierung des Betriebs Druckhaus Ferdinand Peter Nachf. Der Name Peter-Presse resultierte aus einer früheren Verbindung zum Musikverlag Edition Peters. Nach der Enteigung pachtete der Unternehmer 1956 die Kunstanstalt Rudoph Börsig und übernahm sie 1959 als Peter-Presse Christoph Kreickenbaum KG Darmstadt[1]. Er war mit vielen schönen Büchern im Westen bis zu seinem Tode sehr erfolgreich.[2] Die Peter-Presse wurde unterdessen als Volkseigener Betrieb der DDR weiterbetrieben. So wurde der VEB Peter-Presse im Jahr 1955 im Tausch gegen das MdV Druckhaus (Michael-Kirch-Straße, Berlin) der LDPD zugeschlagen und in den VOB Aufwärts integriert.[3] Der Name VEB Peter-Presse wurde durch VEB Druckhaus Aufwärts ersetzt. Die Druckerei Emil Glausch im nahegelegenen Täubchenweg wurde dem VEB Druckhaus Aufwärts angegliedert. Dort wurde die Weiterverarbeitung, der in der Breitkopfstraße hergestellten Drucksachen, durchgeführt.

Wie beispielsweise die Zeitungs- und Buchverlage Der Morgen gehörte auch das Druckhaus Aufwärts mit weiteren Zweigbetrieben (Demo-Druck Dresden, Druckerei Elbe-Saale in Naunburg, Vereinsbuchdruckerei Wagner) dem VOB Aufwärts in Berlin an. Der 1951 gegründete VOB Aufwärts befand sich wiederum im Besitz der LDPD. VOB Aufwärts wurde nach der Wende 1990 in Vercon GmbH umfirmiert und aus dem VEB Druckhaus Aufwärts wurde die Druckhaus Aufwärts GmbH. Die Berliner Vercon GmbH verwaltete die Blockpartei-Betriebe von LDPD und NDPD Anfang der 1990er Jahre weiter.[4] Unterdessen bearbeitete das Direktorat Sondervermögen der Treuhandanstalt zu dieser Zeit den Restitutionsantrag zur Rückübertragung des Druckhaus Aufwärts an die ehemalige Inhaberfamilie. Die Rückübertragung des Betriebs an die Erben des ehemaligen Firmeninhabers fand allerdings nicht statt. Stattdessen wurde der Betrieb im September 1992 geschlossen nachdem sich die Firma lange im Schwebezustand der Rückübertragung befand. Maßgeblich für den langen Schwebezustand waren die Begehrlichkeiten der FDP das Parteivermögen der DDR-Blockparteien (LDPD, NDPD), zu denen das Druckhaus Aufwärts gehörte, vollständig zu übernehmen. Als die ehemalige Inhaberfamilie die Übernahme der Geschäftsführung gerichtlich erzwingen wollte, wurde der Betrieb über Nacht geschlossen, Anlagen und Maschinen an andere Vercon-Druckereien gegeben und 1993 die Liquidation der Druckhaus Aufwärts GmbH abgeschlossen. Der liberale Politiker Günter Rexrodt war zu dieser Zeit Leiter der Treuhandanstalt in Berlin. Der Interessenskonflikt zwischen Parteivermögen der von der FDP übernommenen Blockparteien auf der einen Seite und den Zielen der Öffentlichkeit vertreten durch die Treuhandanstalt auf der Anderen Seite, wurde damals in den Medien[5][6][7][8] und in der UKPV diskutiert.

Erzeugnisse und Kunden[edit | edit source]

Im Druckhaus Aufwärts wurden wie schon früher in der Peter-Presse hauptsächlich Bücher aber auch Akzidenzen und Noten gefertigt. Zu den wesentlichen Verlags-Auftraggebern der Peter-Presse Anfang der 1950er Jahre gehörte die Messegesellschaft Leipzig.

Lehr- und Wanderjahre von Franz Dathes.jpg

Neben Auftragsdruckerzeugnissen erschien im eigenen Verlag unterschiedliche Werke wie z.B.:

  • >>Lehr- und Wanderjahre<< von Franz Dathe im Jahr 1948[9]
  • >>Gute Drucke tragen die Note der Peter-Presse zu Leipzig<<, Peter-Presse, Leipzig, 1947[10]
  • >>Leipziger Messe 1948<< Leipziger Messeamt (Hrg.), Peter-Presse, Leipzig, 1948
  • >>Kulturspiegel der Messestadt Leipzig für die Zeit vom 8.12.54 bis 8.1.55>> Peter-Presse, Leipzig, 1954[11]
  • >>W.A. Mozart Allerliebste Allerbeste Briefe an seine Frau<< von Mozart, W.A. und Prof. Roland Tenschert, Peter Presse, Darmstadt, 1956
  • >>Zeugnis<< von Otto Freiherr von Taube, Peter-Presse, Darmstadt, 1960
  • >> In kalter Wintersnacht<< Text von Robert Southwell, übertr. von Herberth E. Herlitschka, Peter-Presse Darmstadt, 1961
  • >>Westafrikanische Impressionen<< von Helmut Lander und Janheinz Jahn, Peter-Presse, 1962
  • >> Sinn und Zeichen – Kalligraphien japanischer Meister der Gegenwart<< Helmut Lortz, Peter-Presse, 1962
  • >>Corrida de Toros<< Fotos und Zeichnungen von Helmut Lander Text und Übersetzungen von Karl Krolow, Peter-Presse, Darmstadt, 1964
  • >>Träume<< Verschiedene Autoren, Peter-Presse, Darmstadt, 1967
  • >>Im Abendrot (Eichendorff)<< Faksimiledruck der Peter-Presse, 1967
  • >>Gaulimauli Stachelschwein oder Die Kunst des Kettengesangs<< von Karl Freidrich Leucht, Peter-Presse 1968
  • >>Die Insel der Ordnung<< von K.H. Silomon, Peter-Presse Darmstadt, 1969[12]
  • >>C.R. MACKINTOSH<< von Dietrich Grafe, Peter-Presse, Darmstadt, 1969
  • >>Welche Auffassung der lebenden Natur ist die richtige?<< von Karl Ernst Baer, Peter-Presse, 1970
  • >>Deutung eines Gedichts von Stéphane Mallarmé<< von Walter Naumann, Peter-Presse, 1971
  • >>Aquarelle und Zeichnungen. Eine Auswahl. Mit biographischer Einführung v. H.-J. Imiela.<< von Bruno Müller-Linow, Darmstadt Peter-Presse, 1972

Während der DDR-Zeit zählten hauptsächlich die LDPD bzw. LDPD-Betriebe zur den Auftraggebern.

Mit dem Ende vieler DDR-Verlagskunden anfang der 1990er Jahre musste sich das Druck- und Verlagshaus neu orientieren. Aufgrund der Führungsstruktur (Verwaltung in Berlin / Technische Leitung im Betrieb) war dies nicht leicht. Aber auch die Inhabersituation war problematisch: 1992 verhandelte der Stuttgarter Sparkassenverlag über regelmäßige Aufträge für das Druckhaus Aufwärts in Leipzig. Da die Rückübertragung vom Parteivermögen zur früheren Inhaberfamilie jedoch nicht schnell genug gelang, scheiterte die Kooperation mit dem Verlag aus Stuttgart.

Belegschaft[edit | edit source]

Die Belegschaft in Leipzig ging zum Ende der DDR in die Druckhaus Aufwärts GmbH über.

Jahr Anzahl Mitarbeiter
1989 230
1990 95
1991 62
1992 17

Der Sozialplan hatte eine Gesamtsumme von DM 217.000,-

Die Technische Leitung des Druckerei-Betriebs hatte bis zu ihrer Schließung im Jahr 1992 Hr. K. Weigend inne. Er war als Geschäftsführer der GmbH tätig.

Bilanzsummen[edit | edit source]

Datum Summe
31.12.1989 18.450.000 Mark
01.07.1990 7.148.000 DM
31.12.1990 6.359.000 DM
31.12.1991 2.749.000 DM
31.12.1992 3.477.000 DM
31.12.1993 3.261.000 DM
31.12.1994 3.291.000 DM

Anlagenpark[edit | edit source]

In der Druckvorstufe wurde moderne West-Technologie eingesetzt. So wurden Satzsysteme von High-End Hersteller Linotype bzw. Linotype-Hell eingesetzt. In der Druckerei wurden hauptsächlich Bogenoffset-Maschinen aus DDR-Fertigung (Kombinat Polygraph Werner Lamberz) eingesetzt. Die Planeta-Druckmaschinen waren auf einem guten Niveau, und den Westdeutschen Anlagen von Heidelberg und Manroland nahezu ebenbürtig. In der Druckweiterverarbeitung wurden Anlagen zum Fadenheften, Fadensiegeln und Klebebinden aus DDR-Buchbindereimaschinenwerken eingesetzt.

Die Druckhaus Aufwärts GmbH verfügte neben den Fertigungsanlagen auch über eigene Transportfahrzeuge des Herstellers IFA.

Einzelnachweise[edit | edit source]

Literatur[edit | edit source]

  • Herbert Kästner: „Was Leipzig druckt, sey prächtig schön“. In: Ulla Heise, Nortrud Lippold (Hrsg.): Leipzig zu Fuß. 22 Stadtteilrundgänge. Leipzig 1990, ISBN 3-87975-543-4
  • Lutz Heydick: Leipzig. Historischer Führer zu Stadt und Land. Urania, Leipzig 1990, ISBN 3-332-00337-2
  • Graphisches Viertel auf architektur-blicklicht.de
  • Sabine Knopf: Buchstadt Leipzig. Der historische Reiseführer. Links, Berlin 2011, S. 60–61. ISBN 978-3-86153-634-5