Gabriele Mante

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Gabriele Mante (1999)

Gabriele Mante (* 4. August 1972 in Stralsund; † 21. September 2016 in Schleswig) war eine deutsche Prähistorikerin.

Leben und Werk[edit | edit source]

Mante studierte Ur- und Frühgeschichte sowie Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Die feldarchäologische Praxis während des Studiums in Alesia/Frankreich, auf Kap Arkona/Deutschland und Partistagno wie Cucagna/Italien beim Internationalen Sommer-Seminar für mittelalterliche Architektur verknüpfte sie mit der Vertiefung fachlicher Interessen und der sprachlichen Weiterentwicklung bei deren Kommunikation. Einen zweisemestrigen Studienaufenthalt in Padua/Italien finanzierte sie mit einer temporären Tätigkeit bei der Modell-Agentur Clan in Mailand. An Theoriebildung interessiert, war ihre eigene Forschung dem empirischen Wesen des Faches Ur- und Frühgeschichte verhaftet. Entsprechend aktiv wirkte sie u. a. im Sprecherrat der `Arbeitsgemeinschaft Theorien in der Archäologie´ und begann mit Publikationstätigkeiten in diesem Themenfeld[1]. Bereits der Forschungsgeschichte verhaftet und an der Tagung Die mittel- und osteuropäische Ur- und Frühgeschichtsforschung in den Jahren 1933-1945 1998 mitwirkend[2], bereiste sie zum Jahreswechsel 1999/2000 mit Holger Grönwald die Ausgrabungsstätte Choukoutien/China.

Zwischen 2001 und 2004 wirkte Mante als Promotionsstipendiatin der Deutschen Forschungsgemeinschaft am Graduiertenkolleg Europäische Gesellschaft an der Universität Essen. Mit dem bearbeiteten Thema Die deutschsprachige prähistorische Archäologie. Eine Ideengeschichte im Zeichen von Wissenschaft, Politik und europäischen Werten promovierte sie 2004 bei Johan Callmer an der Humboldt-Universität in Berlin. Die gekürzte Publikation der Arbeit war vom Schritt begleitet, sich aus der Prähistorischen Archäologie zu verabschieden. Sie führte einleitend Paradigmen der deutschsprachigen prähistorischen Archäologie seit dem 19. Jahrhundert anhand der bekanntesten, theoriebildend wirkenden und quasi Traditionen in der archäologischen Praxis etablierenden Fachprotagonisten vor. In einem zeitlichen und inhaltlichen Sprung wurde erstmals tiefergreifend das sensible Thema DDR-Archäologie behandelt und mit den parallelen westdeutschen Entwicklungen kontrastiert. Dieser „Leitideen“ der prähistorischen Archäologie der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bündelnde Schritt wurde mehr darstellend als wertend vollzogen und vermittelte trotz Mängeln[3] Einsicht in die Spannbreite prähistorisch relevanter Ideengeschichte. Dabei arbeitete Mante die lehrbuchartige Gegenüberstellung von Materialismus und Idealismus in diesem speziellen Fach heraus, auch wenn sie sich in der Praxis weitestgehend egalisierte. Klärend arbeitete sie dem Verständnis bzw. der Verortung innovativer methodischer und vor allem theoretischer Ansätze in der deutschsprachigen Archäologie zu, die häufig ob ihrer impliziten Formulierung kaum wahrgenommen oder von Seiten angelsächsischer Forschung negiert wurden und werden. Der forschungsgeschichtlich relevante Charakter der Dissertation von Mante beruht vorrangig auf der Anregung zum kritischen Vergleich semantischer Inhalte bzw. ideologischer Vorgaben in der Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegsarchäologie Deutschlands und zur Hinterfragung des Beziehungsgeflechtes von Politik und Wissenschaft. Die Rahmenbedingungen sowie der verfügbare Forschungsstand erlaubten nur eine Skizze der Problemfelder [4].

Ab 2007 arbeitete Mante als Marketingassistentin einer Kölner Agentur und betreute Fundraising-Projekte für Hochschulen und gemeinnützige Organisationen. Im Anschluss wirkte sie als Redakteurin eines Kulturmagazins in Kiel und widmete sich zuletzt als freie Autorin in Schleswig gesellschaftspolitisch brisanten Themen[5].

Mante war mit dem Archäologen Oliver Grimm verheiratet.

Schriften (Auswahl)[edit | edit source]

  • Archäologie zwischen Geistes und Naturwissenschaften. Eine Hypothese. In: Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift 41, 2000, S. 1–6.
  • Gibt es eine postprozessuale Methodik? Zur Anwendbarkeit theoretischer Konzeptionen. In: Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift 39, 1998, S. 595–606.
  • mit Christopher Tilley, Johannes Heimrath, Lara Mallien, Robert Wallis, Archäologie des Unsichtbaren. In: Hagia Chora 1213/2002 [7].
  • Spuren lesen. Die Relevanz kriminalistischer Methoden für die archäologische Wissenschaft. In: Ulrich Veit, Tobias L. Kienlin, Christoph Kümmel, Sascha Schmidt (Hrsg.): Spuren und Botschaften. Interpretationen materieller Kultur. New York/München/Berlin 2003, S. 157–172.
  • Semantische Umbauten in der ostdeutschen prähistorischen Archäologie nach 1945. In: Georg Bollenbeck, Clemens Knobloch (Hrsg.), Resonanzkonstellationen. Die illusionäre Autonomie der Kulturwissenschaften, Studien zur Wissenschafts- und Universitätsgeschichte Bd. 5 2004, ISBN 978-3-935025-67-6.
  • Jenseits des Nationalen? Historisierungen und Europa-Bilder in der archäologischen Öffentlichkeitsarbeit gestern und heute. In: Wilfried Loth (Hrsg.), Europäische Gesellschaft. Grundlagen und Perspektiven, Wiesbaden 2005, S. 27–46.
  • Die deutschsprachige prähistorische Archäologie. Eine Ideengeschichte im Zeichen von Wissenschaft, Politik und europäischen Werten (= Internationale Hochschulschriften Bd. 467). Waxmann, Münster 2007, ISBN 978-3-8309-1691-8.
  • Some notes on the German love-hate-relationship with Anglo-American theoretical archaeology. In: A history of central European Archaeology Archaeolingua, Budapest 2011, S. 107–124.

Literatur[edit | edit source]

  • Achim Leube: Prähistorie zwischen Kaiserreich und wiedervereinigtem Deutschland. 100 Jahre Ur- und Frühgeschichte an der Berliner Universität Unter den Linden. Habelt, Bonn 2010, ISBN 978-3-7749-3629-4, S. 248.

Einzelnachweise[edit | edit source]

  1. Vgl. etwa Theoriekategorien und ihre Relevanz für die deutsche prähistorische Archäologie. Rundbrief 1/2000 der Arbeitsgemeinschaft Theorie-AG, Berlin 2000, S. 4–5. [1]
  2. Vgl. Achim Leube, Morten Hegewisch (Hrsg.), Prähistorie und Nationalsozialismus. Die mittel- und osteuropäische Ur- und Frühgeschichtsforschung in den Jahren 1933–1945, Heidelberg 2001. ISBN 3-935025-08-4.
  3. Sebastian Brather: Rezension zu: Gabriele Mante: Die deutschsprachige prähistorische Archäologie. Eine Ideengeschichte im Zeichen von Wissenschaft, Politik und europäischen Werten. Münster 2007, in: H-Soz-Kult [13.03.2009].
  4. Thomas Widera: Rezension von: Gabriele Mante: Die deutschsprachige prähistorische Archäologie. Eine Ideengeschichte im Zeichen von Wissenschaft, Politik und europäischen Werten, Münster 2007, in: sehepunkte 10 (2010), Nr. 5 [15.05.2010]. Weitere Rezension von Manfred Eggert in Germania 87, 2, 2009, S. 690-695.
  5. Etwa im Magazin Umwelt Dialog[2] oder dem Forum Nachhaltig Wirtschaften[3] [4]. Für die Plattform Wörterbuchdeutsch[5] bearbeitete sie die Begriffe Urgesellschaft, Regionalist, Urkommunismus, Prähistorie und Ideologisierung. Als Lektorin wirkte Mante für die Veröffentlichungsplattform des internationalen humanitärer Vereins Humanium[6] zur Patenschaft von Kindern (NGO).

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